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Grundlagen I






Der Füllfederhalter - Grundlagen
Alle technischen Geräte, die wir benutzen, bedürfen nach einer gewissen Zeit einer Inspektion durch den Fachmann, ein Vorgang, an den sich jeder Autofahrer mittlerweile gewöhnt hat. Nur so kann die Funktionsfähigkeit auf Dauer garantiert und der weitere Gebrauch sichergestellt werden. Dies gilt auch für den Füllhalter, und wie beim Auto, so wendet sich der Kunde auch hier an den Händler, bei dem er das gute Stück erworben hat. Jedes Schreibwarengeschäft, das in größerem Umfang Füllhalter anbietet, sollte für diese Geräte auch einen Grundservice bieten können. Mit zunehmendem Alter der Schreibgeräte ist allerdings ein Großteil des damaligen Fachwissens in Vergessenheit geraten – zur Auffrischung dient das folgende Kapitel.
Die Aspekte sind vielfältig: Aufbau des Füllhalters, Federn und ihre Justierung, Tinte und ihre Eigenschaften, Reinigung und Pflege des Füllhalters, usw.

AUFBAU DES FÜLLHALTERS
Der mechanische Aufbau des Füllhalters: ein Tintenbehälter mit einer Vorrichtung (hier Feder und Tintenleiter, auch Zuführer genannt), die die Tinte nach und nach auf das Papier fließen läßt, ist nahezu primitiv zu nennen. Auch die Art und Weise, wie die Tinte in den Tintenbehälter gelangt, das Füllsystem, ist von keiner Bedeutung für die Schreibeigenschaften.
Physikalisch äußerst komplex ist allerdings der Vorgang, wie die Tinte aus dem Tintenbehälter aufs Papier und gleichzeitig die Luft in den Behälter gelangt. Wenn dies nicht gleichzeitig geschieht würde der Tintenfluss immer wieder aussetzen, damit Luft den Platz der ausgeflossenen Tinte im Tintenbehälter einnehmen könnte.
Um einige Fachbegriffe zu erklären: von Bedeutung ist u.a. die Viskosität der Tinte, d.h. wie dick- bzw. dünnflüssig sie ist; die Adhäsionskräfte zwischen Tinte und Tintenleiter, d.h. wie stark haftet die Tinte am Tintenleiter; die Kohäsionskräfte der Tinte - jeder hat schon beobachtet, wie sich ein Wassertropfen kugelförmig zusammenzieht. Aus diesen Faktoren ergeben sich die sogenannten Kapillarkräfte, die es einer Flüssigkeit ermöglichen, in einem sehr engen Spalt oder Röhrchen, der Kapillare, mehrere Zentimeter gegen die Schwerkraft in die Höhe zu steigen - und Kapillaren bilden der Spalt zwischen Feder und Tintenleiter, der Schlitz im Tintenleiter und der Schlitz zwischen den beiden Schenkeln der Schreibfeder - über diese Kapillaren schreibt der Füller schon ohne auszusetzen - allerdings kleckst er ab und zu - zum Verständnis noch mehr Physik.
Alle Gegenstände dehnen sich aus wenn man sie erwärmt, allerdings unterschiedlich: feste Körper wenig, Flüssigkeiten mehr, Gase wie z.B. Luft noch mehr.
Wenn wir nun den Füllhalter zur Hand nehmen, dann schaffen wir ein Problem - wir sind im Gegensatz z.B. zur Eidechse Warmblüter - und erwärmen über den Kontakt mit der Hand den Füllhalter bzw. den Tintenbehälter. Die Tinte dehnt sich aus, tritt an der Feder aus, der Halter kleckst. Je mehr Luft sich im Tintenbehälter befindet, desto schlimmer kleckst er - Luft dehnt sich ja bei Erwärmung noch stärker aus als Tinte.
Bis in die dreißiger Jahre gaben die Hersteller deshalb den richtigen Rat: man erkennt am Klecksen des Halters, daß der Tintenvorrat zur Neige geht. Aber damals waren ja die meisten Füller noch ohne Tintensicht.
Nicht nur die Wärme der Hand, auch größere Schwankungen der Umgebungstemperatur erzeugen das gleiche Problem. Diese überschüssige Tinte aufzufangen und nach und nach der Feder zuzuführen, wurde eine weitere Aufgabe des Tintenleiters. Zu diesem Zweck versah man ihn mit ausgeschnittenen Vertiefungen oder, wie heute nur noch üblich, mit senkrechten, seitlich eingefrästen Schlitzen.
Das gleiche Problem entsteht durch Schwankungen des Luftdrucks - an jedem Barometer abzulesen - und im allgemeinen nicht mehr so bedeutend außer für alpine Bergsteiger, Ballonfahrer, Fallschirmspringer und andere Leute, die sich ohne Druckausgleich in größeren Höhen bewegen. Heutige Flugzeuge halten in ihren Kabinen den Luftdruck konstant - das gilt allerdings nicht immer für alle Frachträume.
Ein probates Mittel ist der senkrechte Transport des Füllhalters: jetzt befindet sich die Luft oben, lediglich der Tintenrest im Tintenleiter wird bei Druckabfall herausgedrückt. Leider läßt sich so nicht schreiben.
Die Wärme- und Luftdruckprobleme werden logischerweise geringer, wenn der Tintenbehälter kleiner wird wie beim Patronenfüller; sie vergrößern sich mit größer werdendem Fassungsvermögen wie beim Kolbenfüller. Zudem muß die Wärme beim Patronenfüller drei Barrieren überwinden: den Füllhalterschaft, den Luftspalt zwischen Schaft und Patrone und das Material der Tintenpatrone - beim Kolbenfüller haben wir nur das Material, aus dem der Tintenbehälter besteht. Dies sollte daher eine schlechte Wärmeleitfähigkeit aufweisen, die Tinte also möglichst gut gegen Temperaturschwankungen isolieren. Man sieht, Materialqualität zahlt sich aus. Ansonsten hält man den Halter möglichst vollständig gefüllt -
- und damit ist auch schon das Klecksen so gut wie beseitigt.
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TINTE
Eine Vielzahl von Tinten ist bekannt: Kopiertinten, Litographiertinten, Zeichentinten, Merktinten (für Glas, Metall, Wäsche), Geheimtinten, selbst Druckfarben gehören dazu. Von Interesse für uns sind allerdings nur die Schreibtinten. Eine gute Schreibtinte soll möglichst folgende Eigenschaften aufweisen:

I. leichtflüssig, II. rückstandsfrei III. auf dem Papier schnell trocknend und IV. auf dem Papier ein beständiges Farbbild hinterlassend.
I. Die erste Eigenschaft ist generell leicht zu erfüllen. Allerdings weisen alle Schreibtinten je nach Rezeptur mehr oder minder große Unterschiede in der Fließgeschwindigkeit auf. Dies führt im Extremfall dazu, daß ein vormals beim gleichen Füllhalter als passend empfundener Tintenfluß nach der Verwendung einer anderen Tinte mangelhaft ist. Besonders Liebhaber ausgefallener Tintensorten sollten dies bei der Anschaffung eines neuen Halters berücksichtigen und den Halter ihrer Wahl auch mit der Tinte ihrer Wahl ausgiebig testen.
II. Der Wunsch nach einer rückstandsfreien Tinte ist unerfüllbar, da jede Tinte gelöste Substanzen enthalten muß, die auf dem Papier eine Farbspur hinterlassen. Notwendig ist die Einteilung nach dem verwendeten Lösungsmittel: Wasser (am häufigsten verwendet) oder organische Lösungsmittel (wie z.B. bei der Parker Quink). Die Vorteile wasserlöslicher Tinten: der Halter ist leicht zu reinigen, indem man ihn mit lauwarmem Wasser, dem ein Spritzer Ammoniak (aus der Drogerie oder Apotheke) zugegeben wurde, mehrfach ausspült. Damit lassen sich auch die meisten Rückstände beseitigen. Die hier verwendeten Farbstoffe sind aber meistens nicht sehr lichtbeständig und leicht (Tintenkiller) von Dokumenten zu entfernen.
Tinten mit organischen Lösungsmitteln erfordern spezielle Reinigungsflüssigkeiten, erlauben aber die Verwendung organischer Farbstoffe (Teerfarbstoffen) von hoher Farbbrillianz und exzellenter Lichtbeständigkeit, dafür sind sie nicht auswaschbar. Zudem greifen sie bestimmte Materialien an. Parker brachte deshalb 1940 extra ein Füllhaltermodell auf den Markt (den bekannten Parker 51), der aus Lucite gefertigt wurde. Dieser Kunststoff wurde bis dahin zur Herstellung von Flugzeugscheiben benutzt und war widerstandsfähig genug, um diese damals neuentwickelte Tinte ertragen zu können.
Die heutigen Thermoplaste sowie das alte Hartgummi sind gegenüber solchen Tinten zwar resistent, nicht aber das in den dreissiger und fünfziger Jahren verwendete Zelluloid und auch nicht das für Schläuche in Füllhaltern verwendete Gummi. Da insbesonders einige ausländische Hersteller wieder mit der Fertigung von Füllern aus Zelluloid begonnen haben und ebenfalls ein Trend zur Wiederverwendung alter Füllhalter zu beobachten ist, ist eine fachkundige Beratung beim Tintenkauf unumgänglich.
Die weitere Unterteilung geschieht im Hinblick auf die verwendeten Farbstoffe. Entweder enthält die Tinte fertige Farbstoffe (Pigmente), die nach dem Verdunsten des Lösungsmittels auf dem Papier zurückbleiben, oder sie enthält Reagenzien, die aufs Papier gebracht mit dem Sauerstoff in der Luft reagieren und sich und/oder das Papier verfärben. Der bekannteste Vertreter der letzten Sorte ist die heute zu Unrecht vielgeschmähte Eisengallustinte, die häufig noch unter dem Namen Urkundentinte verkauft wird und eine der ganz wenigen Tinten ist, die sich absolut nicht mehr entfernen läßt.
Alle Tinten haben eines gemeinsam: verdunstet das Lösungsmittel, so bleibt der Farbstoff zurück - soll er ja auch, auf dem Papier. Leider geschieht dies auch auf und unter der Schreibfeder und ebenfalls im Tintenvorratsbehälter bzw. Füllhalter. Durch nachfließende Tinte wird er zwar zum größten Teil wieder gelöst, aber eben nicht vollständig. Deshalb soll nach ca. 10 Tankfüllungen der Halter mehrfach mit klarem Wasser oder Reinigungsflüssigkeit gespült werden. Im Extremfall, wenn das gesamte Lösungsmittel verdunstet ist, bleiben oft kleine, glasharte Kristalle zurück. Wenn man nun den Kolben gewaltsam ein paar mal auf und ab dreht sind Dichtung und Schaftinnenwand irreparabel ruiniert. Bevor der Kolben bewegt wird, müssen die Kristalle erst wieder gelöst werden. Hier hilft die Erkenntnis, daß sich Luft beim Erwärmen ausdehnt, bei Kälte wieder zusammenzieht.

Stellen Sie ein Glas mit kaltem Wasser bereit. Nehmen Sie einen Fön, stellen ihn auf höchste Stufe und bewegen den Halter ohne Kappe mit der Feder nach oben drehend im Lufstrom hin und her bis er sich auf gut 40-50° Celsius erwärmt hat. Dann tauchen Sie den Halter von der Feder bis fast zum Ende ins kalte Wasser. Die erwärmte Luft im Tintenbehälter zieht sich jetzt allmählich zusammen und das Wasser wird eingesogen. Halten Sie den Halter wieder mit der Feder nach oben, damit das eingedrungene Wasser in Richtung Kolben läuft und wiederholen Sie die Prozedur so oft, bis wenigstens 1/5 des Tintenraums mit Wasser gefüllt ist. Anschließendes Schütteln beschleunigt den Lösungsprozess. Anschließend sollte der Kolben wieder ohne Schäden bewegbar sein.

Die Verdunstung verhindert die aufgeschraubte oder aufgesteckte Kappe, wobei die aufgeschraubte Version eine Reihe von Gebrauchsvorteilen hat. Um einen sicheren Verschluß zu garantieren müssen die aufeinandertreffenden Dichtflächen peinlich sauber gehalten werden. Schon kleinere Kratzer beeinträchtigen die Dichtigkeit. Daher ist auch dem Inneren der Kappe bei der Reinigung besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Das frühere Probleme der allmählichen Zersetzung von Stahlfedern und schlecht legierten Goldfedern durch die in Tinten enthaltene Säure hat man durch verbesserte Stähle und Legierungsverfahren vollkommen in den Griff bekommen. Auch die ehemals so gefürchtete Schimmelbildung (Tinten enthielten damals durchweg Gummilösung und oft auch Zucker) spielt durch Einsatz moderner Konservierungsmittel keine Rolle mehr. Lediglich die Eisengallustinte hat herstellungsbedingt eine Neigung, nach einiger Zeit im Tintenfaß Rückstände zu bilden, die sich am Boden absetzen. Durch Vorsicht beim Füllen kann man vermeiden, sie aufzusaugen.
III. Die Schnelligkeit, mit der die Tinte auf dem Papier trocknet, ist von mehreren Faktoren abhängig: der Menge der Tinte, der Beschaffenheit des Papiers und der Art des Lösungsmittels. Wie sich die auslaufende Tintenmenge durch Justieren der Feder und eventuelles Nachbearbeiten des Tintenleiters regulieren läßt, fällt ins Kapitel "Feder und Tintenleiter - der Tintenfluss". Der Einfluß der Papierqualität ist enorm: Papier kann bis zu 80% aus Hohlräumen bestehen. Diese Hohlräume werden durch Füllstoffe geschlossen, was die Papiere weicher, geschmeidiger, undurchsichtiger und glatter macht. Zudem verringert sich durch eine entsprechende Leimzugabe die Fähigkeit der Wasseraufnahme. Je glatter und verleimter, je besser das Papier also ist, desto schlechter kann die wasserlösliche Tinte eindringen, desto weniger verläuft sie, desto schärfer ist das Schriftbild und desto länger dauert es, bis das Wasser der Tinte verdunstet ist, da es ja keine Möglichkeit mehr hat, ins Papier einzudringen. Beim Lösungsmittel herrscht immer noch das Wasser vor, obwohl Parker bereits 1940 eine Tinte entwickelt hatte, die trotz Verleimung ins Papier eindringen konnte und somit sofort trocken war. Wie in alter Zeit müssen wir uns also heute noch eine gewisse Zeit gedulden, bis unsere Schrift getrocknet ist.
IV. Und nur wenig länger müßten wir bei den meisten Tinten warten, bis ihre Farbe von der Sonne ausgebleicht wäre. Mit Sicherheit hat Luther seine Thesen mit Eisengallustinte geschrieben, bevor er sie an die Kirchentür heftete, sonst wären sie am nächsten Sonntag kaum noch lesbar gewesen. Kurzum, die Lichtbeständigkeit alter Tinten war schon immer problematisch. Allerdings hat sie sich seit den zwanziger Jahren enorm verbessert und da unsere Schriftstücke nicht permanent der Sonne ausgesetzt sind, werden wir wohl noch einige Generationen in unseren Erinnerungen blättern können.
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SCHREIBEN
Das durchaus wichtigste Teil des Füllhalters ist die Feder. Ihre Eigenschaften bestimmen hauptsächlich, ob der Füllhalter über das Papier fliegen kann oder ob der Gedanken Fluß durch Kratzen und Aussetzen ins Stocken gerät. Sie ist die Ursache für vielfache Wutanfälle und ebenso vielfache literarische Lobgesänge. Die Auswahl der Feder stellt schon in früher Kindheit die Weichen für die spätere Zuneigung zum Füllhalter oder die Abkehr zu einfacher zu handhabenden Schreibgeräten wie Kugelschreiber oder Tintenroller.
Eins hat der gute Füllhalter durchaus mit einem Sportwagen gemein. Es ist schön, ihn zu besitzen, noch viel schöner ist das Gefühl, wenn man richtig mit ihm umgehen kann. Und das erlernt man nicht von heute auf morgen, sondern erst in der länger dauernden Auseinandersetzung mit dem Gerät - und das erfordert Arbeit und persönliche Hingabe. Um ein reibungsloses Miteinander von Mensch und Technik zu gewährleisten sollte so weit wie möglich eine vorherige Anpassung an die persönlichen Eigenarten des Besitzers erfolgen. Die Feinabstimmumg erfolgt dann im täglichen Gebrauch.
Zunächst einige physikalische Grundlagen: alle Federn bestehen heute aus rostfreiem Metall, die Federspitze (auch bei den heutigen 'Stahlfedern') aus einer Iridiumlegierung, deren große Härte ein Abschreiben der Feder verhindert. Goldfedern (14 oder 18 karätig) werden zwar als wertiger angesehen, gute Stahlfedern bieten aber durchaus den gleichen Schreibkomfort. Die Oberfläche wird häufig noch durch Vergolden oder Rhodinieren (Auftrag eines dünnen Überzugs von Rhodium, einem Element der Platin-Familie) optisch veredelt. Die Feder ist an ihrem vorderen Ende nach dem Aufschweißen des Iridiumkorns geschlitzt worden, und zwar mit einer Spaltbreite von 0,09 bis 0,11 Millimeter. Der Spalt endet in einem kreis- oder herzförmigen Loch, durch welches beim Schreiben die Luft in den Halter gelangt. Die Tinte wird über die Kapillaren des Tintenleiters von unten bis an den Schlitz der Feder geführt. Der Federschlitz bildet seinerseits eine weiterführende Kapillare, die die Tinte bis zum Schreibkorn leitet. Manche Hersteller lassen ihre Federn noch setzen, d.h. im vorderen Bereich wird das Korn unter einem bestimmten Druck geschlossen. Diese Federn benötigen zum Schreiben einen gewissen Druck, unter dem sich die Federschenkel auseinanderspreizen. Erst dann kann die Tinte fließen. Bei anderen Federn bleibt das Korn offen und sobald es das Papier berührt, fließt die Tinte. Das Schreiben kann also völlig drucklos erfolgen. Vorreiter dieser Methode war die Firma Parker in den zwanziger Jahren.
Wenn wir von einer Verstopfung des Tintenleiters absehen, liegt die Ursache für einen mangelhaften Tintenfluß immer in einer Unterbrechung der Kapillare. Folgende Positionen sollten überprüft werden:
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Übergang vom Tintenleiter zur Feder
a. Die Feder muß gerade und fest auf dem Tintenleiter aufliegen. Wenn zwischen Feder und Tintenleiter ein Spalt sichtbar ist, ist der Tintenfluß unterbrochen. Der Tintenleiter muß an die Feder angepaßt werden. Dies geschieht durch Erwärmen des Leiters (der Profi schafft das durch schnelles Drehen des Tintenleiters in einer Feuerzeugflamme - wirklich nicht jedem zur Nachahmung empfohlen) und anschließendes Anreiben des Leiters an die Feder mit der flachen Seite des Fingernagels (manchmal durchaus schmerzhaft weil noch heiß).
b. Wenn sich die Feder durch geringen Druck von unten vom Tintenleiter abheben läßt, wird der Tintenfluß natürlich in dem Moment unterbrochen, wo auf die Feder beim Schreiben Druck ausgeübt wird. Hat der Benutzer eine sehr schwere Hand, so ist er unter Umständen der einzige, dem dieses Mißgeschick widerfährt, während der Tintenfluß bei geringerem Druck durchaus völlig in Ordnung ist. Dies passiert insbesondere, wenn dieser Mensch eine flexible Feder ausgewählt hat. Mit zunehmendem Druck wird natürlich jede Feder irgendwann vom Tintenleiter abheben und ihren Dienst aufkündigen. Wenn die Anpassung des Tintenleiters das Problem nicht gelöst hat, bleibt nur die Verwendung einer härteren Feder.
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Die Kapillare zwischen den Federschenkeln
Ist die Feder verbogen, steht ein Schenkel höher als der andere oder berühren sie sich an einer anderen Stelle als am Schreibkorn, so ist der Tintenfluß ebenfalls unterbrochen - die Federschenkel müssen genau parallel stehen. Zur Kontrolle benötigt man eine Lupe mit 10facher Vergrößerung und eine oder mehrere Fühlerlehren (Metallplättchen in den Dicken 0,09, 0,1 0,11 Millimeter Stärke, die man im Werkzeughandel erwerben kann.) Zumindest die 0,09 mm Lehre sollte sich ohne im Geringsten zu klemmen vom Luftloch bis zum Korn zwischen den Federschenkeln durchziehen lassen. Wurde die Feder gesetzt, wird die Lehre am Korn etwas klemmen, was durchaus normal ist. Eine abschließende Kontrollmethode ist die folgende: man hält den Füllhalter mit der Feder nach oben und trocknet den vorderen Teil der Feder mit einem Papiertuch ab. Gegen das Licht gehalten sollte der Spalt zwischen den Federschenkeln vom Tintenleiter her gesehen deutlich sichtbar sein. Dreht man jetzt den Füller mit der Feder nach unten, sollte sich die Kapillare bis zum Schreibkorn mit Tinte füllen.
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Die Schreibeigenschaften der Feder
Der Ausdruck Federstärke wird manchmal fälschlich auf die Härte der Feder bezogen. Einigen wir uns darauf, daß er die Spitzenbreite der Feder bezeichnet. Diese reicht von extrafein (EF) über fein (F), mittel (M), breit (B) bis dreifach breit (BBB). Zudem kann grundsätzlich jede Spitze nach links abgeschrägt (O..) oder seltener für den Linkshänder nach rechts abgeschrägt sein. Hinzu kommen noch einige Sonderformen, von denen die Kugelspitzfeder die bekannteste ist. Da ihr Korn kugelförmig ist, schreibt sie in fast jeder Haltung und fand vielfach in Schulfüllern Verwendung. Zur Anfertigung von Kopien gab es besonders harte Durchschreibefedern. Es waren auch Federn mit einem Korn auf dem Markt, das nach oben anders zugeschliffen war als nach unten. Wenn man den Füller drehte konnte man mit der Oberseite der Feder eine andere Strichbreite erzielen.
Die zu wählende Federstärke ergibt sich aus der Schriftgröße und dem persönlichen Geschmack. Eine kleine Schrift erfordert einfach eine feine Feder um leserlich zu bleiben. Nicht jede Firma hat heute noch alle aufgezählten Strichbreiten im Programm.
Die Federstärke ist der eine bestimmende Faktor der Schreibfeder, der andere ist ihre Elastizität oder Biegsamkeit. Die Elastizität einer Feder ist von vier Faktoren abhängig: dem Material, der Dicke, der Form und der Länge der Federschenkel bzw. der Länge des Schlitzes. Eine dicke Goldfeder ist durchaus weniger nachgiebig als eine dünne Stahlfeder, eine kleine Feder (mit kurzem Schlitz) bei gleichem Material und gleicher Dicke weniger flexibel als eine große Feder (mit längeren Federschenkeln). Um die Flexibilität zu erhöhen, wurde in den Anfangszeiten der Federherstellung der Schlitz sehr lang eingeschnitten. Die dadurch entstehende lange Kapillare war für Störungen viel anfälliger als eine kurze. Heute werden die Federn stattdessen vielfach zum Korn hin dünner ausgewalzt.
Leider machen die heutigen Hersteller sich nicht mehr die Mühe, Federn unterschiedlicher Nachgiebigkeit zu führen. Lediglich zwischen den Herstellern gibt es noch Unterschiede, die von Land zu Land sogar gravierend sein können. So sind die Federn italienischer Produzenten in der Regel flexibler. Die Zeiten, in denen z.B. Waterman die gleiche Federstärke als `flexible' und `manifold' (sehr hart) anbot, in denen man bei den deutschen Herstellern noch eine Durchschreibefeder oder sogar eine Stenographiefeder ordern konnte, scheinen seit den siebziger Jahren vorbei zu sein. Welche Möglichkeiten bestehen zeigt der Montblanc Katalog von 1936, der 108 verschiedene Federn auflistet. Deutlich zu erkennen ist seit den fünfziger Jahren die Tendenz zu härteren und breiteren Federn. Eine eindeutige Klassifizierung der auf dem Markt angebotenen Federn in verschiedene Härtegrade ist unmöglich, da es kein genormtes Prüfverfahren gibt. Auch wenn die Flexibilität der Feder eine sehr subjektiv erfahrene Eigenschaft ist, so liegt gerade hier eine wichtige Aufgabe des Fachhändlers. Man kann zwar nicht die Temperatur (z.B. von Wasser) in Grad Celsius erspüren, aber doch sehr genau feststellen, welche von zwei Flüssigkeiten die wärmere ist und genau so gut können wir die Flexibilität zweier Federn im Vergleich beurteilen. Und daher empfiehlt sich bei einer Neuanschaffung ein ausführliches Probeschreiben mit Füllern der verschiedenen Hersteller.
Von den vielen über die Jahre entwickelten Federformen haben sich hauptsächlich zwei erhalten: die klassische freistehende Goldfeder, die sich in der gehobenen Preisklasse durchgesetzt hat und die kleinere teilverdeckte Feder, die man mehr im unteren Marktsegment antrifft. Ihr Urgroßvater war der Parker 51, bei dem man nur noch das Schreibkorn sehen konnte. Da die Regel: kleiner = härter nicht mehr gilt, ist der früher gepriesene Vorteil der großen freistehenden Feder, ihre Elastizität, fortgefallen. Geblieben ist allerdings ihr Nachteil: sie trocknen aufgrund der größeren Oberfläche viel schneller an, als die gekapselten Federn. Dafür sehen sie viel schöner aus, denn es ist ja schließlich wirklich Gold, was da glänzt.
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MATERIALIEN
Nachdem bisher die Technik des Füllhalters besprochen wurde, geht es im folgenden Kapitel um die bei der Füllhalterproduktion verwendeten Materialien. Da einige Hersteller wieder auf die früher verwendeten Stoffe zurückgreifen, gewinnt dieses Kapitel zunehmend auch für die aktuellen Modelle an Bedeutung. Leute mit chemischem Fachwissen mögen mir die unpräzisen Vereinfachungen verzeihen, aber dieser Artikel soll keine Einführung in die technische Kunststoffabrikation sein.
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HARTGUMMI
Das erste zur Herstellung von Füllhaltern wirklich geeignete Material war Hartgummi, auch Hartkautschuk, Vulcanit oder Ebonit genannt. Gummi in der allgemein bekannten weichen Variante kennt man aus vielerlei Anwendungsmöglichkeiten. Erhöht man bei der Gummiherstellung den Anteil des verwendeten Schwefels auf 15-30% erhält man Hartgummi. Reibt man es kräftig mit einem Lappen entwickelt sich ein typischer Geruch, außerdem lädt es sich elektrostatisch auf. Bei ca. 70-80 °Celsius erweicht es, bei Raumtemperatur läßt es sich fast so bearbeiten wie Holz. Daher rekrutierte man die ersten Arbeiter, die das in Stangen gepreßte Material an Drehbänken zu Füllhaltern verarbeiten sollten, unter den Leuten, die Schirmgriffe und -spitzen herstellten. Die bei der Füllhalterproduktion ganz besonders wichtigen Eigenschaften sind zum einen die Unempfindlichkeit gegen fast alle Chemikalien wie Säuren, Basen bzw. Laugen und organischen Lösungsmitteln, zum anderen die typischen Eigenschaften der Hartgummioberfläche im Kontakt mit Flüssigkeiten wie z.B. Tinte. Deshalb werden bis heute Tintenleiter und Mundstücke sowie Federhülsen bei hochwertigen Füllhaltern aus Hartgummi gesägt und gedrechselt. Für preiswerte Modelle hat man mittlerweile ein Verfahren entwickelt, das der Oberfläche von Thermoplasten, dh. Kunststoffen, die sich durch Hitze verflüssigen und in Formen spritzen lassen, ähnliche Eigenschaften verleiht - was die Herstellungskosten natürlich drastisch gesenkt hat.
Bei all diesen positiven Eigenschaften hat Hartgummi allerdings drei gravierende Nachteile: es ist ziemlich bruchempfindlich, seine Bearbeitung ist kostenintensiv und seine glänzend polierte schwarze Oberfläche wechselt im Laufe der Zeit die Farbe zu matt oliv bis hellbraun, da das Licht den gelben Schwefel aus der Verbindung löst.
Neben schwarzem existiert auch rotes Hartgummi, das allerdings viel bruchempfindlicher ist, sowie rot-schwarz marmoriertes (besonders in Frankreich beliebt, von Waterman als red ripple bezeichnet), seltener grün-schwarz marmoriertes, und, soweit mir bekannt, nur von der Firma Waterman in den späten Zwanzigern verwendetes gelb-schwarzes, blau-weißes rot- gelbes und blau-grünes Hartgummi.
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ZELLULOID
Zu dieser Zeit hatten die anderen Hersteller längst farbige Halter aus dem von der Firma DuPont gelieferten Zelluloid auf den Markt gebracht. Zelluloid war bereits 1896 als Ersatzmaterial für Elfenbein zur Herstellung von Billardkugeln erfunden worden. Im Laufe der Zeit fand es vielfältigen Einsatz in der Fahrzeug- Schmuck- Spielwaren- Optik- Musikinstrumenten- Werbeartikel- und Möbelbranche. Seine Vorteile: es ist transparent (der Füllhalter erhält einen sichtbaren Tintenstand), läßt sich in jedem Farbton leuchtend einfärben, selbst Perlmuttimitationen sind möglich, ist sehr bruchfest (Parker warf seine Füller vom Fernsehturm in Berlin, ließ sie von Bussen überrollen etc. - die Konkurrenz konterte: mit unseren Haltern kann man schreiben!), ist ebenfalls gegen Säuren und Basen beständig, allerdings nicht gegen Alkohol, Azeton (Nagellackentferner) und andere organische Lösungsmittel (viele Klebstoffe), läßt sich plastisch verformen (biegen, pressen, ziehen, blasen, prägen) oder wie Holz bearbeiten und mit Aceton verkleben. Typisch ist der Kampfergeruch, besonders beim Reiben mit einem Tuch.
Während marmoriertes Hartgummi ebenso wie Galalith eine schlierenartige Farbgebung (wie in Quark verrührte Erdbeersoße) hat, entstehen bei marmoriertem Zelluloid immer scharf abgegrenzte Farbblöcke. Dies liegt im Herstellungsprozess begründet: die einfarbigen Klötze werden in Scheiben gesägt oder in kleine Stücke zerhackt, die unter Druck mit andersfarbigen Stücken verklebt werden. Werden die verklebten Platten (meist bunt/transparent) in Querrichtung zersägt, entsteht ein transparent-buntes Streifenmuster, das ebenfalls eine Tintensicht ermöglicht. Ein nochmaliges Verkleben und Zersägen erzeugt ein Muster kleiner Vierecke wie Eidechsenhaut. Je nach Zersägen und Verkleben ergibt sich eine unendliche Vielfalt an Mustern.
Pelikan, Faber Castell und Soennecken verwendeten Zelluloid bis in die sechziger Jahre, Mont Blanc stellte bereits in den fünfziger Jahren auf Thermoplaste um.
Die Nachteile des Zelluloids liegen in seiner Unbeständigkeit gegen organische Lösungsmittel, seiner gefährlichen Brennbarkeit (halten Sie bloß kein brennendes Streichholz an einen Zelluloidhalter), seiner aufwendigen Produktion, die nach heutigen Sicherheitsvorschriften fast unmöglich ist, da als Ausgangsstoff Schießbaumwolle verwendet wird (die auch die Grundlage für die Sprengstoffherstellung bildet), sowie den aufwendigen und langwierigen Trockenprozessen, bevor das Material endgültig verarbeitet werden kann.
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GALALITH
1897 wurde das Verfahren patentiert, eine hornartige Masse aus Kasein und Formaldehyd herzustellen - ihr Name: Galalith oder Kunsthorn. Das Material wurde hauptsächlich für preiswertere Füllhalter verwendet, da es gegen das schon auf dem Markt befindliche Zelluloid antreten mußte. Es ließ sich einfärben, wobei marmorierte Farbmischungen wie eingerührt wirken. Hervorragend geeignet war es als Ersatz für Schildpatt. Weitere Verwendung fand es für Knöpfe, Stock- und Schirmgriffe, Drehbleistifte und Bijouteriewaren. Sein größter Vorteil ist die schlechte Brennbarkeit, sein größter Nachteil die Unbeständigkeit gegen Wasser, die direkten Kontakt mit Tinte nicht erlaubt. Füllhalter aus Galalith müssen deshalb Hebel- oder Druckfüller sein, Kolbenfüller aus Galalith gibt es nicht.
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BAKELIT
Ein weiterer Kunststoff, der im Schreibwarenbereich Verwendung fand, ist das Bakelit. Es ist entweder transparent oder, als Büroartikel meist schwarz, dunkelrot oder dunkelgrün. Es ist von allen Kunststoffen der unempfindlichste, allerdings kaum auf haltbaren Hochglanz zu polieren und, wenn es zerbrochen ist, nicht mehr zu reparieren. Die umständliche Formgebung in geheizten Pressen verhinderte eine breite Verwendung bei Füllhaltern, besonders in Europa. Lediglich das erste Modell von Pelikan und einige Hebelfüller von dunkelrot/schwarzer Farbe in Frankreich wurden produziert. Häufig verwendet wurde es für Federschalen, Bleistiftspitzer, Löschroller, Ständer, Farbbanddosen etc.
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THERMOPLASTE
Bereits in den dreißiger Jahren wurden die ersten Versuche gemacht, Füllhalterteile direkt in Formen zu spritzen. Dies ermöglichte die preiswerte Massenherstellung bei allerdings hohen Kosten für die entsprechenden Maschinen und es reduzierte die bisherige Vielfalt an Formen und Größen auf wenige Modelle. Ein Vorreiter dieser Produktionsmethode war die Firma Kaweco in Heidelberg, die das Verfahren bereits in den dreißiger Jahren einsetzte. In Deutschland begann der eigentliche Aufschwung der Verarbeitung von Polystyrol, PolyVinylChlorid und ähnlichen Stoffen Anfang der fünfziger Jahre. Die Farbgebung beschränkt sich auf Unifarben. Je nach Einsatzzweck lassen sich bestimmte Eigenschaften wie Bruchfestigkeit, Beständigkeit gegen Chemikalien (so lange es sich nicht um organische Lösungsmittel handelt), Lichtbeständigkeit und Oberflächenglanz besonders beeinflussen. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Zelluloid war die schlechtere Brennbarkeit, die in den fünfziger Jahren durch Zusätze noch verbessert wurde, wie z.B. beim Cellidor. Ein gutes Erkennungsmerkmal sind die Zierringe, die jetzt mit der Kunststoffoberfläche völlig plan liegen, während sie bei allen anderen Kunststoffen aufgeschoben und aufgepreßt wurden und so immer ein wenig hervorstehen.
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NATURHARZ - EDELHARZ
Eine mittlerweile aus verkaufstechnischen Gründen beliebte Bezeichnung ist "Naturharz". Da herstellerseitig tunlichst keine Informationen zu diesem Begriff veröffentlicht werden, kann man nur vom Namen selbst ausgehen. Harz ist ein Pflanzenprodukt, das aus den Säften einiger Pflanzen entsteht, wenn das darin befindliche Lösungsmittel verdunstet (z.B. bei Nadelbäumen bekannt). Der Zusatz "Natur" bedeutet, daß es natürlichen Ursprungs ist, also nicht künstlich hergestellt wurde, und soll wohl den umweltbewußten Kunden anlocken. Naturharze sind, wenn sie nicht gerade ein paar tausend Jahre unter Druck in der Erdkruste gehärtet worden sind wie z.B. Bernstein, sehr weich und somit äußerst kratzempfindlich. Auch ist die Widerstandsfähigkeit gegen Lösungsmittel sehr gering und die Festigkeit nimmt mit steigender Temperatur rapide ab. Nicht ohne Grund wurde bisher in der Produktion von Füllhaltern ein "Naturharz" lediglich bei der Oberflächenbeschichtung (Bemalung) japanischer Namiki Füller verwendet. Wenn wir allerdings Erdöl als Naturprodukt akzeptieren und den daraus durch Polymerisation hergestellten Stoffen die Bezeichnung "Harz" zugestehen, was in der Chemie durchaus zulässig ist, dann besteht jeder Kunsstoff-Füller aus "Naturharz".
Mit dem Begriff "Edelharz" verhält es sich ähnlich - das Edle daran ist der Preis, bekannter ist es unter den Handelsnamen Plexiglas, Lucit oder Perspex. Chemisch gesehen handelt es sich um das Polymerisat des Methacrylsäureesters mittels Peroxidkatalysatoren. Im Urzustand ist es farblos, lässt sich aber durch Pigmentzugabe beliebig einfärben. Je nach Polymerisationsgrad (Anzahl der Vernetzungen) ist es weicher oder härter. Zudem läßt sich der Härtegrad durch zugefügte Weichmacher beeinflussen. Mit zunehmender Härte läßt sich zwar ein besserer Oberflächenglanz erzielen, dafür nimmt aber die Bruchfestigkeit ab. Allerdings muss man zumindest einem grossen deutschen Schreibgerätehersteller das Kompliment machen, nach längjähriger Forschung und Verbesserung eine für Schreibgeräte optimale Abstimmung bezüglich Glanz, Farbtiefe, Härte und Bruchfestigkeit entwickelt zu haben.
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HOLZ
Als Material für Füllhalterteile, die mit Tinte in Berührung kommen, ist es völlig ungeeignet. Dennoch wurde es bereits in den dreißiger Jahren in Japan für Kappen und Schäfte bei Schlauchfüllern verwendet. Ein Lacküberzug schützte vor Kontakt mit Flüssigkeiten. Erst in den achtziger Jahren wurde Holz aus haptischen Gründen als besonders exclusives Material eingesetzt. Dem Parker Wood-Pen ist allerdings kein großer Erfolg beschieden. Waterman griff die Idee beim Man 100 in den Neunzigern wieder auf.
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GLAS
In Kriegszeiten wurde aufgrund der herrschenden Materialknappheit der Versuch unternommen, Füllhalter ohne Verwendung von Metall und anderen kriegswichtigen Materialien herzustellen. Glasfedern waren schon als Ersatz für Metallfedern bekannt, und so bestanden diese Exemplare zum überwiegenden Anteil aus Glas. Die jeweiligen Teile wurden durch kleine Gummischlauchstücke verbunden. Auf einigen dieser Halter sind noch dünnwandige Hülsen aus minderwertigem Kunststoff zu finden. Da eine Mechanik aus Glas zu hohe fertigungstechnische Anforderungen stellte, kehrten die Hersteller zum Tintenbehälter ohne jegliche Mechanik zurück. Dieser wurde nach Abziehen des Schlauchstückes, in welchem die Feder steckte, mittels Pipette gefüllt. Einen besonderen Sammlerwert besitzen derartige Teile allerdings nicht.
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PERLMUTT
Von der Innenseite einer Muschelschale, meist der Perlmuschel, aber auch von Schneckengehäusen stammt das nur zu Schmuckzwecken eingesetzte Perlmutt. Um 1900 fertigte man daraus Federhalter oder verzierte damit Füllhalter, indem man den Schaft mit 4 bis 8 dünnen Streifen umgab, die an beiden Enden von vergoldeten Zierringen zusammengehalten wurden. Die Japaner und Chinesen benutzen kleine Perlmuttstücke auch als Einlagen bei ihren Lackarbeiten. Ab den neunziger Jahren ist Perlmutt wieder bei hochpreisigen Schreibgeräten verwendet worden.
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ALUMINIUM
Aluminium galt zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts als Edelmetall und wurde daher unter anderem von Parker als Schmucküberzug auf einigen Umsteckhaltern verwendet. Meist wurden die Hülsen schwarz beschichtet und handgraviert. In Deutschland fand Aluminium in den vierziger und fünfziger Jahren eher als Ersatzmaterial Verwendung, da es beim Kontakt mit Tinte sofort korrodierte. Besonders die Firmen Discus und Goldring fertigten ganze Schreibgeräteserien aus silberfarbigem oder schwarz eloxiertem Aluminium mit eingesetztem Tintenbehälter aus Kunststoff. In Kriegs- und Nachkriegszeiten wurden die bei der Kolbenmechanik verwendeten Spindeln statt aus Messing häufig aus Aluminium gefertigt (Montblanc 330er und 230er Serien). Unter dem Einfluß von Feuchtigkeit sind diese Spindeln heute oft so korrodiert, daß die ganze Mechanik irreparabel festsitzt. Derartige Füllhalter erkennt man daran, daß die Kappenzierringe fehlen bzw. nur aufgeprägt sind, sowie minderwertige Clipse und Stahlfedern verwendet wurden.
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MESSING
Aus einer Legierung von Kupfer und Zink hergestellt wurde dieses Metall hauptsächlich zur Herstellung von Clipsen, Teilen der Kolbenmechanik und als Trägermaterial für Goldüberzüge verwendet.
Mont Blanc fertigte in den dreißiger bis fünfziger Jahren die bekannte Teleskop-Kolbenmechanik gänzlich aus Messing, ebenso verfuhr Soennecken nach dem Krieg bei seinen selbstverriegelnden Mechaniken in den Modellen 111 und 222.
Als Trägermaterial dient es zur Stabilisierung von Goldüberzügen. Man sollte sich darüber im Klaren sein, daß ein Füllhalter, der mit 585, 750 oder 14ct bzw. 18ct gestempelt ist, so gut wie nie ein massives Goldgehäuse besitzt. Fast immer wird eine hauchdünne Goldschicht, die durchaus den angegebenen Feingehalt aufweist, auf einen metallenen Träger aufgebracht. Welche Mindestdicke diese Goldschicht aufweisen muß, ist nirgendwo festgeschrieben. Z.B. wurde beim Pelikan Füllhalter mit Goldbinde aus dem Jahr 1931 die grüne Zelluloidbinde auf dem Schaft um ein Geringes abgedreht; darauf sitzt eine dünne Messinghülse, die ihrerseits für die nötige Stabilität der auf ihr sitzenden hauchfeinen Goldhülse sorgt. Den Dickenbereich dieser Goldhülse kann man sich vorstellen. Ohne den Herstellern zu nahe treten zu wollen: der Preis eines goldenen Füllhalters steht und stand noch nie in irgendeiner Relation zum tatsächlichen Goldwert.
In den letzten Jahren findet Messing vorwiegend bei Füllhaltern der obersten Preisklasse als Grundmaterial für Schaft und Kappe Verwendung, die anschließend mit entsprechenden Überzügen aus Lack oder anderen Materialien versehen werden.
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EDELSTAHL
Dieses schwer zu verarbeitende Material wurde früher in erster Linie zur Federnfabrikation verwendet. Im Gegensatz zum normalen Stahl sind Edelstähle deutlich beständiger gegen Säuren. Ein Kuriosum stellt ein Sicherheitshalter aus den späten zwanziger Jahren mit einer V2A-Edelstahlfeder der Firma Krupp dar, dessen Schaft aus Edelstahl besteht und der oben auf der Kappe das Firmenzeichen trägt. Erst in den siebziger Jahren fand Edelstahl in der Serienproduktion von Schreibgeräten Verwendung, z.B. bei Mont Blanc, Parker, Lamy, usw. Häufig wurden nur die Kappen bzw. die Oberteile aus Edelstahl gefertigt, manchmal auch die gesamten Gehäuse. Hand in Hand damit ging eine enorme Verbesserung der galvanischen Oberflächenbeschichtung. In den achtziger Jahren ist dieser Trend wieder deutlich zurückgegangen.
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SILBER
Silber wird nur bei Schmucküberzügen eingesetzt. Der Feingehalt auf tausend Teile z.B. 800 wird in Deutschland zumindest auf ein Teil eingestempelt. Da vor dem zweiten Weltkrieg meist die Clipse (sofern sie fest mit der Kappe verbunden waren) gestempelt wurden, ging mit dem abgebrochenen Clip auch der Silbernachweis verloren. 925er Silber trägt auch die Bezeichnung Sterlingsilber.
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GOLD
Der Hauptteil an Gold wurde in der Füllhalterindustrie für die Herstellung von Federn verwendet, hauptsächlich in zwei Feingehaltsstufen: 585 = 14ct und 750 = 18ct. Die anderen Teile der Legierung bestimmen in großem Umfang die Materialeigenschaften: Rißfestigkeit, Korrosionsfestigkeit, Elastizität und Farbe. Bis in die sechziger Jahre war selbst für Füllhalter der Mittelklasse eine Goldfeder obligatorisch. Interessant ist, daß amerikanische Federn bis in die dreißiger Jahre oft nicht gestempelt wurden. Auf der anderen Seite waren Federn für den französischen Markt immer 18ct, da nur ab diesem Feingehalt aufwärts eine Feder die Bezeichnung Goldfeder tragen durfte.
Den zweithöchsten Verbrauch verursacht die Plattierung der Beschläge: Zierringe und Clipse, sowie anderer vergoldeter Zierteile. Früher wurden die Teile zumeist doubliert, d.h. das Gold wurde unter Druck mit dem unedlen Trägermaterial verbunden und trug nach diesem Verfahren auch den Namen Walzgold (im Englischen rolled gold). Ein nach ähnlichem Verfahren in Amerika hergestellter Überzug mit meist etwas dickerer Auflage trägt die Bezeichnung goldfilled. Diese Verfahren sind rein mechanisch. Noch dünnere Überzüge ergeben sich beim Plattieren, dem Belegen mit Blattgold unter Mitwirkung von Goldchlorid, anschließendem Erhitzen und Aufwalzen. Die dünnsten Überzüge erzielt man durch galvanische Vergoldung, bei der der zu vergoldende Gegenstand auf elektrischem Weg mit einer hauchdünnen Goldschicht überzogen wird. Voraussetzung ist eine elektrisch leitende Oberfläche. Während dadurch vor dem Krieg dieses Verfahren auf Metalle beschränkt war, läßt sich heute jedes Material (auch billigstes Plastik) nach einer Beschichtung mit elektrisch leitendem Lack galvanisch vergolden. Auch ist die Haltbarkeit, d.h. die Abrieb- und Kratzfestigkeit immens verbessert worden (Hartvergoldung). Bei guten Vergoldungen wird oft die Schichtdicke in Mikron (1 Mikron = 1/1000 Millimeter) angegeben.
Viele antike Füllhalter aus den zwanziger und dreißiger Jahren, vorwiegend aus Italien, tragen auf den goldenen Monturen Stempel wie 18ct r, 18ct rg, 18ct gf. All diese Schreibgeräte sind lediglich vergoldet, die Abkürzungen bedeuten: r = rolled, rg = rolled gold, gf = gold filled.
Füllhalter, deren Gehäuse aus massivem Gold besteht, wurden lediglich von Juwelieren, so gut wie nie von Füllhalterproduzenten hergestellt. Lediglich ein von der amerikanischen Firma Hicks für Tiffany hergestelltes Exemplar erwies sich bei näherer Untersuchung als durch und durch massiv. Da es keine verbindlichen Vorschriften für die Dicke der Goldhülse gibt, scheint das einzige Kriterium für einen massivgoldenen, d.h. gestempelten Füllhalter darin zu bestehen, daß sich der Goldüberzug mechanisch vom Trägermaterial abziehen lassen muß. Das sagt aber nichts über die Dicke der Goldhülse aus, die durchaus kleiner als 1/10 mm sein kann. Darunter kann durchaus eine Messinghülse von 2 mm Dicke stecken. Das Gewicht eines „goldenen“ Füllhalters erlaubt also in keinem Fall einen Rückschluß auf die bei diesem Modell enthaltene Goldmenge und somit über den Materialwert.
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PLATIN
Diese Edelmetall ist erst in den neunziger Jahren mit Aufkommen der hochwertigen Limited Editions und dem Trend zu silberfarbenen Beschlägen zumeist als galvanische Beschichtung, sehr selten als massiver Überzug in Mode gekommen.
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OBERFLÄCHENVERZIERUNGEN
Mit der Renaissance des Pelikan „Toledo“ und anderer Füllhalter, die anscheinend mit Techniken aus der Frühzeit des zwanzigsten Jahrhunderts verziert worden sind, ist das Interesse um diese dekorativen Verfahren wie z.B. Email, Tulasilber, Toledoarbeiten usw. wiedererwacht. Allerdings sollte man sich klar machen, daß heutige Schreibgeräte mit wenigen Ausnahmen zwar so aussehen wie die Geräte aus der damaligen Zeit, die Techniken der Verzierung allerdings modernen Verfahren weichen mußten - aus dem einfachen Grund, daß eine derart intensive Handarbeit, wie in der damaligen Zeit üblich, heute nicht mehr zu bezahlen ist. Zudem sind einige dieser Verfahren mit den damaligen Handwerkern bzw. Künstlern ausgestorben.
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PRÄGEN
Prägen bezeichnet das Eindrücken von Schriften oder Mustern mit Metallstempeln vorzugsweise auf leicht verformbare Materialien wie Hartgummi und Kunststoffe. Material und Stempel wurden dazu erwärmt und unter Druck aufeinander gepreßt. Da dabei Material verdrängt wird, entstehen im Gegensatz zu spanabhebenden Verfahren um die eingeprägten Linien kleine Wulste, die unter der Lupe gut sichtbar sind. Firmen- oder Markennamen wurden früher grundsätzlich geprägt. Bei preiswerten Füllhaltern wurden so auch Schaft und Kappe mit Mustern versehen.
Auch die weicheren Metalle Messing, Silber und Gold wurden mit geprägten Mustern versehen. Besonders hoch entwickelt war dieses Verfahren bei den metallverarbeitenden Betrieben in Pforzheim, wie Fend und Sarastro, die auch für viele Füllhalterproduzenten die Metallmonturen lieferten. Dabei wurde zunächst das Muster von Hand in einen Metallstreifen eingearbeitet, der anschließend gehärtet wurde. Dann wurde dieses Muster auf eine Walze übertragen, die dann ebenfalls gehärtet wurde. Je nachdem, ob die zu fertigende Hülse 6, 8 oder 12kantig sein sollte, musste ein entsprechender Walzensatz erstellt werden, der in einer Zugmaschine kreisförmig angeordnet wurde. Anschließend wurde das zu bearbeitende runde Rohr durch den Walzensatz gezogen, wobei das Muster aufgewalzt wurde und gleichzeitig die mehrkantige Form entstand.
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GRAVIEREN
Gravieren ist ein spanabhebendes Verfahren, bei dem mittels eines Stichels Teile der Oberfläche abgetragen werden, so daß entsprechende Muster oder Schriften entstehen. Es erfolgt meist maschinell, wobei die Bewegung des Stichels über eine auswechselbare Schablone gesteuert wird. Besonders aufwendig und daher teuer ist die künstlerische Gravur von Hand, die besonders in den zwanziger Jahren beliebt war.
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GUILLOCHIEREN
Mit dem nach dem Franzosen Guillot benannten Verfahren werden Linienmuster erzeugt, bei Einzelstücken auf einer Drehbank mit dem Ovalwerk. Für die industrielle Fertigung wurden Guillochiermaschinen konstruiert, die 20 bis 40 Werkstücke gleichzeitig bearbeiten konnten. Am bekanntesten sind die nach dem Erscheinungsbild benannten Wellen- und Kornguillochen. Das Verfahren läßt sich auf jedem Material anwenden und bildete vor dem Aufkommen der farbigen Kunststoffe die einzige Möglichkeit, das schwarze Hartgummi optisch und haptisch aufzuwerten.
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EINLEGEARBEITEN
Hierbei wird in den Träger eine Vertiefung geschnitten, die die das Einlegematerial eingepaßt wird. Einer der wenigen Füllhalterhersteller, die dieses Verfahren nutzten, war die amerikanische Firma Chilton. In Deutschland findet man häufiger Werbestifte, bei denen ein versilbertes Blechstück (meist der Schriftzug der werbenden Firma oder des Produkts) wohl unter Hitze in den Stift eingeklebt wurde.
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BEMALEN UND LACKIEREN
Aufgrund der geringen Abriebfestigkeit der Farben wurde es nur selten und dann meist bei preiswerten Schreibgeräten angewendet – in Amerika von den Firmen Grieshaber und Salz (Peter Pan). Mit dem Aufkommen der japanischen Lackmalerei ab 1925 in Europa, die durch den speziellen Lack und die Vielzahl der aufgetragenen Schichten eine hohe Haltbarkeit besaß (Hersteller: Namiki, Pilot, Sailor, Platinum) hielt diese Technik Einzug in den hochwertigen Schreibgerätebereich. Eine regelrechte Flut von Schreibgeräten in "Chinalack" ergoss sich in den achtziger Jahren auf den Markt. Jeder renommierte Hersteller führte eine derartige Serie im Programm. Heutzutage verwendet man statt eines Lacküberzuges häufig einen Kunststoffüberzug. Der Kunststoff wird als Pulver mittels elektrostatischer Aufladung auf den Grundkörper aufgebracht (Pulverbeschichtung) und anschließend in der Hitze verschmolzen.
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ÜBERZIEHEN MIT LEDER
Als Überzug benutzt wurde das Leder zumeist seltener Tiere wie der Wabenkröte, Eidechse, Krokodil oder Hai, in England in den 40er Jahren von der Firma Wyvern, in Japan in den 60er Jahren von den Firmen Sailor und Platinum und in Amerika von Chilton. Man erzielte durch solche Überzüge eine einzigartige Optik und eine angenehme Haptik, die Haltbarkeit war allerdings begrenzt.
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EMAILLIEREN
Viele Verzierungstechniken aus dem Juweliersbereich benutzen grundsätzlich Metall als Trägermaterial. Auf diesen Träger wird das entsprechende Material aufgebracht und mittels Hitze und oft einem Bindemittel mit diesem verbunden. Anschließend wurden die so verzierten Matallhülsen auf das Schreibgerät aufgesetzt.
Die Technik des Emaillierens ist seit 1000 vor Christus bekannt. Email dürfte also wohl der früheste Metallüberzug sein. Hierbei wird Glaspulver auf Stahl, Kupfer, Silber oder Gold bei ca. 820 - 840 Grad Celsius aufgeschmolzen.
Man unterscheidet transparentes und opakes (undurchsichtiges) Email. Das transparente hat den Vorzug, daß die Farbe und die Oberflächenbeschaffenheit des Trägermaterials wie Gravuren und Guillochierungen sichtbar bleiben und mit dem Email in Wechselwirkung treten. Meist wurde die gesamte Metallhülse überzogen. Weit verbreitet war diese Art der Emaillierung in den 20er Jahren auch bei silbernen Drehbleistiften. Allerdings war ein Emailüberzug sehr anfällig gegen mechanische Beschädigungen, so daß sich nur sehr wenige Stücke aus dieser Zeit in makellosem Zustand befinden. Ein Ausbessern abgesplitterten Emails bleibt immer sichtbar, daher empfiehlt es sich, das alte Email zu entfernen und völlig neu zu emaillieren. Heute läßt sich eine ähnliche Oberfläche durch Aufbringen transparenter Kunststoffe erzielen, die zwar nicht die gleiche Härte aufweisen, dafür wesentlich elastischer sind.
Eine weitere Art des Emaillierens ist das Grubenschmelzemail, bei dem, wie der Name sagt, das Email in eine vorher geprägte, getriebene oder durch mehrfache Behandlung mit Salpetersäure ausgeätzte Vertiefung gegeben wird. Das Metall, das als Steg oder Fläche erhalten bleiben soll, wird zuvor mit Wachs abgedeckt. Das Verfahren ist sehr zeitaufwendig und erfordert mehrere Durchgänge, bis die „Gruben“ die nötige Tiefe haben. Mehrere neuzeitliche Varianten hat die Firma Élysée entwickelt. Hier werden die Vertiefungen mit diamantbesetzten Werkzeugen computergesteuert ausgestochen und die Vertiefungen mit Lack gefüllt, der bei ca. 160 Grad Celsius gehärtet wurde. Überschüssiger Lack wurde dann abgedreht und die Oberfläche poliert.
Bei der Cloisonné-Technik wird umgekehrt verfahren. Aus Draht werden Muster geformt und aufgelegt, die Zwischenräume werden eamilliert. Schreibgeräte dieser Art, aber von minderer Qualität, gelangen bisweilen aus Indien oder China auf den deutschen Markt.
Als eine besondere Form des Emaillierens kann man die Niello-Technik (vom Lateinischen nigellum = schwarze Masse) ansehen. Die zur Füllung verwendete Masse besteht aus Kupfer, Blei und Schwefel und verbindet sich im Feuer mit dem Trägermetall. Nachdem die Oberfläche blank poliert worden ist, hebt sich die mit Niellomasse gefüllte Gravur oder Zeichnung metallisch schwarz vom glänzenden Metall ab. Im Orient und in Südrußland erhielt sich die Niello-Technik bis in die dreißiger Jahre. Uhrengehäuse, Zigarettenetuis und Füllhalter in Niello-Technik waren zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts recht beliebt. Die Silber-Niello Arbeiten aus der russischen Stadt Tula waren so bekannt, daß derartige Stücke allgemein als Tulasilber bezeichnet werden. Heute wird ein ähnliches Erscheinungsbild durch galvanisches Auftragen von Gold oder Silber auf zuvor schwarzverchromte oder -vergoldete Oberflächen und anschließendes Überziehen mit Lack erzeugt. Auch bei diesem Verfahren ist die Firma Élysée aus Pforzheim wegbereitend gewesen.
Eine weitere Variation der Metallverzierung in der Art der Cloisonée Technik sind die Toledo-Arbeiten. Ihren Namen verdanken sie der Stadt Toledo, in der sie zur Perfektion entwickelt wurden. Bei diesen Arbeiten wird Golddraht zu Mustern geformt und auf eine Stahlhülse aufgebracht (wahrscheinlich nach dem Prinzip des Tauschierens). Die Zwischenräume werden mit Niello-Masse gefüllt, die Oberfläche wird anschließend plan geschliffen und poliert, wobei oft Teile des Golddrahts matt gelassen werden, so daß zwischen den glänzenden und matten Teilen ein reizvoller Kontrast entsteht. Zusätzlich wird Gold verschiedener Färbungen verwendet und die Oberfläche des Drahtes mit Gravuren und gehämmerten Mustern versehen, was die Wirkung noch erhöht. Durch entsprechendes Zusammenlegen des Drahtes lassen sich Flächen erzeugen - sehr beliebt sind kleine Drachen oder Blumenmotive. Eine Ausnahme ist der Pelikan Toledo-Füller. Er ist nur eine Nachahmung, bei dem die ausgestochenen Vertiefungen einer Silberhülle mit schwarzer Masse ausgefüllt wurden und die Binde anschließend elektrolytisch vergoldet wurde. Das ursprüngliche Verfahren ist heute leider in Vergessenheit geraten. Aber auch mit modernen Verfahren läßt sich, wie der neue Pelikan Toledo zeigt, das gleiche Bild erzeugen.
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GALVANISCHES BESCHICHTEN VON METALLEN
Galvanisches Beschichten beruht darauf, daß sich die Ionen der verschiedenen Metalle bei unterschiedlichen Spannungen als reines Metall auf dem Trägerkörper niederschlagen. Die Dicke der Schicht ist abhängig von der Dauer und dem fließenden Strom. Der Prozeß ist nicht sonderlich kompliziert und es lassen sich mit Komplettkästen aus dem Hobbybereich schon recht gute Ergebnisse beim Verkupfern, Versilbern und Vergolden erzielen.
Da die Edelmetalle die unangenehme Eigenschaft besitzen, in unedlen Metallen zu versinken, wird im industriellen Bereich als Sperrschicht zuerst vernickelt und verkupfert.
Ein Sonderverfahren ist das Eloxieren von Aluminium, bei dem die Oberfläche des Aluminiums selbst zu einer widerstandsfähigen Oxidschicht umgewandelt wird. Verschiedene Färbungen sind möglich.
Montblanc war einer der Vorreiter, die die moderne Galvanotechnik für den Schreibgerätesektor einführte. Unter anderem entwickelte man in den siebziger Jahren für die Noblesse-Serie das Schwarzverchromen.
Schon seit den dreißiger Jahren wurde das Rhodinieren für die Veredelung von Goldfedern benutzt. Rhodium (aus der Platin-Familie) zeigt im Gegensatz zu Platin einen deutlich höheren Glanz. Der Teil der Feder, der goldfarben bleiben sollte, wurde maskiert (abgedeckt), der unmaskierte Teil anschließend rhodiniert. Da der Überzug nur sehr dünn ist, sollte man beim Polieren der Federn äußerst vorsichtig vorgehen.
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